Strohballenbau

Technik

Unterschieden wird grundsätzlich zwischen zwei Bautechniken, lasttragenden und nichtlasttragenden Techniken.
Während die "normalen" Kleinballen für beide Techniken geeignet sind, werden Großballen in der Regel nur für lasttragende Systeme eingesetzt.
Rundballen lassen sich nicht sinnvoll für den Strohballenbau verwenden. Wohl lassen sich aber die kubischen Ballen biegen und ermöglichen so auch organische Bauformen.

1. Lasttragende Techniken
1.1 Gemauert
Die übereinandergemauerten Strohballen nehmen alle Kräfte wie Dach- oder Windlast auf. Auf eine zusätzliche Konstruktion wird dabei verzichtet. Somit sind lasttragende Strohballen-Wandkonstruktionen erheblich wirtschaftlicher als nicht lasttragende. Sie sind schnell zu errichten, benötigen weniger planerischen Aufwand und geringere handwerkliche Fähigkeiten bei der Realisierung. Sie stellen die Urform des Strohballenbaus dar. Die rohe Strohballenwand wird oft mit Lehm verputzt, es entstehen die typischen abgerundeten Formen an Fenster oder Türöffnungen, welche dieser Bautechnik ihren ganz eigenen gestalterischen Reiz verleihen.

Es werden liegende Ballen wie Ziegel im Versatz gemauert und mit eingetriebenen Stangen (Stahl, Bambus, Holz) versteift, was bei Verwendung von Kleinballen zu Wandstärken von ca. 50 cm führt. Die Höhe der Wand soll nicht mehr als das fünffache der Wanddicke betragen. Die Strohballen müssen stark gepresst sein und eine Dichte von 90 kg/qm aufweisen. Nach dem Setzen der gemauerten Strohballenwand (6–8 Wochen) wird die Wand verputzt, so werden Risse im Putz vermieden.
Diese Bauweise ist in Deutschland und einigen Ländern noch nicht baurechtlich zu gelassen. Die Geschossigkeit ist aus statischen Gründen auf zwei Vollgeschosse begrenzt.

1.2 Gemauert mit Vorspannungen
Aufbau wie bei lasttragenden Wänden, nur wird das natürliche Setzen durch Spannvorrichtungen wie Gurte (außen) bzw. Gewindestangen (im Inneren der Strohballenwand) vorweggenommen. Ein aufgesetzter Ringanker wird mit den Gurten oder Gewindestangen nach unten gezogen, die Wände werden so unter eine Vorspannung gebracht, um ein späteres Setzen durch den Lasteintrag des Daches oder Obergeschosses zu vermeiden.

1.3 Gemauert nach Gagné
Die Strohballen werden ohne Versatz mit Mörtel aufgemauert, das Zementmörtelgitter bildet die tragende Struktur, eine zusätzliche Versteifung ist nicht nötig.

2. Nicht-lasttragende Techniken
2.1 Ständerbauweisen
Bei der Strohballen-Ständerbauweise dienen die Strohballen als Ausfachung einer Ständer- bzw. Pfosten-Riegelkonstruktion, in der Regel aus Holz. Diese leitet alle vertikalen und horizontalen Lasten in den Baugrund ab. Die Holzständerkonstruktion besitzt einige Vorteile gegenüber der lasttragenden Konstruktion. Eine mehrgeschossige Bauweise ist ohne weiteres möglich. Die stehend eingebrachten Strohballen benötigen weniger Konstruktionsfläche bei gleicher oder besserer Wärmedämmleistung, da die Halmrichtung parallel zur Wandoberfläche liegt. Die Ständerkonstruktion bietet statisch bestimmte Punkte, um eine Befestigung von Möbeln, Bildern o. ä. an den Umfassungswänden zu gewährleisten.

Zwischen tragenden Holzständern werden Strohballen (nicht tragend) aufgeschichtet. Die Windaussteifung wird durch die Holzkonstruktion selbst herbeigeführt. Werden die Ständer in Tafeln gefertigt, bezeichnet man die Bauweise als Tafelbauweise, werden Rahmen vorgefertigt, nennt man die Konstruktion Rahmenbauweise.
Die vier unterschiedlichen Anordnung der Stützen bei Ständerkonstruktionen


Rahmenbauweise
Tafelbauweise